Working Capital Management – Warum Start-ups darauf setzen sollten
Ein Fehler, den viele junge Unternehmen machen: Nicht frühzeitig mit Working Capital Management und der Verbesserung des Cashflows auseinandersetzen. Dabei lohnt sich ein tieferer Blick auf das Thema, insbesondere für Start-ups. Die Optimierung des Working Capitals trägt doch entscheidend zum Unternehmenserfolg bei. Denn: Unternehmen, die wachsen wollen, benötigen freies Kapital. Um Ihr Betriebskapital richtig für sie arbeiten zu lassen, müssen sie den Status Quo kennen, den zukünftigen Bedarf ermitteln, eine temporäre Erhöhung des Working Capitals in Betracht ziehen und Möglichkeiten zur Optimierung des Cashflows nutzen.
Das Working Capital hat große Auswirkungen auf unterschiedliche Unternehmensbereiche, von der Auszahlung von Löhnen und Gehältern über das Begleichen von Miet- und Stromrechnungen bis hin zur Planung eines nachhaltigen Wachstums. Häufig wird Working Capital einfach als der Geldbetrag definiert, der zur Begleichung aktueller, kurzfristiger Verbindlichkeiten zur Verfügung steht.
Was Working Capital im Detail eigentlich meint, warum das richtige Management in diesem Aspekt sowie die Optimierung freien Kapitals auch für Start-ups in Wachstumsphasen und Vorbereitung auf die nächste Finanzierungsrunde wichtig ist, sowie vieles weitere erklären wir in diesem Artikel.
Working Capital Definition
Der Begriff Working Capital (Deutsch: „Betriebskapital” oder auch „Nettoumlaufvermögen") bezeichnet die Differenz zwischen den kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens und seinem kurzfristigen Vermögen.
So setzt sich das Working Capital zusammen:
Liquiden Mitteln + Forderungen + Vorräten + Geleisteten Anzahlungen - (kurzfristigen) Verbindlichkeiten - Erhaltenen Anzahlungen
Das Betriebskapital bewertet somit die Fähigkeit eines Unternehmens, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit seinen kurzfristigen Vermögenswerten zu bezahlen, und gibt einen Hinweis auf die kurzfristige finanzielle Gesundheit des Unternehmens. Auch die Fähigkeit zur Schuldentilgung innerhalb eines Jahres, die Liquidität sowie die betriebliche Effizienz lassen sich daraus ableiten. Das Wissen um die Bedeutung eines optimierten Working Capital und dessen Einfluss auf die beschriebenen Faktoren kann sowohl etablierten Unternehmen als auch insbesondere Start-ups einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil am Markt verschaffen.
Working Capitals Berechnung
Das Betriebskapital wird mit Hilfe des aktuellen Verhältnisses berechnet, welches sich aus dem Umlaufvermögen geteilt durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten ergibt. Ein Verhältnis über 1 bedeutet, dass das Umlaufvermögen die Verbindlichkeiten übersteigt. Allgemein gilt: je höher das Verhältnis, desto besser.
Working Capital Formel: Umlaufvermögen / Verbindlichkeiten = Working Capital
Ein gesundes Unternehmen verfügt demnach über ausreichend Kapazität, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit dem Umlaufvermögen zu tilgen.
Das Verhältnis liegt hier also für gewöhnlich über 1 und bedeutet, dass die Vermögenswerte des Unternehmens schnell in Bargeld umgewandelt werden können. Je höher die Kennzahl, desto wahrscheinlicher kann ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten und Schuldverpflichtungen erfüllen. Ein höheres Verhältnis bedeutet auch, dass das Unternehmen sein Tagesgeschäft leicht finanzieren kann. Je mehr Betriebskapital ein Unternehmen hat, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Schulden aufnehmen muss, um das Wachstum seines Unternehmens zu finanzieren.
Ein Unternehmen mit einem Verhältnis von weniger als 1 wird von Investierenden und Gläubiger:innen als riskant angesehen, da es zeigt, dass das Unternehmen möglicherweise nicht in der Lage ist, seine Schulden zu decken, wenn dies erforderlich ist. Ein aktuelles Verhältnis von weniger als 1 wird als negatives Betriebskapital bezeichnet.
Working Capital Optimierung
Ziel der Working Capital Optimierung oder auch Erhöhung ist es, herauszufinden, wo genau Kapital gebunden ist und durch geeignete Maßnahmen frei gemacht werden kann. Als gebundenes Kapital versteht man solches, das nicht ohne aktive Maßnahmen sofort in Bargeld umgewandelt werden kann.
Somit hat die Working Capital Optimierung und Erhöhung die Freisetzung gebundenen Kapitals zum Ziel, was neben der Liquidität auch die Bonität sowie das Rating von Unternehmen verbessert.
5 Gründe, das Working Capital zu erhöhen
Je nach Business Model kann es unterschiedliche Gründe geben, vermehrt Fokus auf das Working Capital Management zu setzen und im Zuge dessen freies Kapital und damit Liquidität und Cashflow zu optimieren. Gründe können unter anderem sein:
Saisonale Unterschiede im Cashflow
Erhöhte Kosten und finanzielle Verpflichtungen
Großeinkäufe und Lieferantenrabatte
Deckung projektbezogener Ausgaben
Verbesserung der Bilanzstruktur für Investitionsgespräche
1. Saisonale Unterschiede im Cashflow
Viele Business Modelle unterliegen saisonalen Fluktuationen, was sich auch in entsprechenden Schwankungen beim Cashflow widerspiegeln kann. Damit Unternehmer:innen in Zeiten geringeren Geldflusses handlungsfähig bleiben, den Betrieb aufrechterhalten oder sogar in die Vorbereitung für die Hauptsaison gehen können, braucht es zumindest zeitweise eine Erhöhung des Working Capitals. Unternehmen, die in der Lage sind, kurzfristig und flexibel Kapital frei zu machen, überbrücken saisonale Unterschiede deutlich besser und können in puncto Wachstum und zukünftige Investitionen sicher planen.
2. Erhöhte Kosten und finanzielle Verpflichtungen
Aktuell sieht man es insbesondere im produzierenden Gewerbe: Auf Grund der Inflation sind die Kosten für Rohstoffe und Materialien extrem hoch. Im Ergebnis müssen Produzent:innen teilweise mehr als das dreifache Kapital aufbringen, um die gleiche Menge Material für die Weiterverarbeitung einkaufen zu können. Dabei handelt es sich nicht um ein branchenspezifisches Phänomen. Vielmehr werden fast alle Firmen Zeiten haben, in denen zusätzliches Betriebskapital benötigt wird, um Verpflichtungen gegenüber Lieferant:innen, Mitarbeitenden und anderen Gläubiger:innen zu finanzieren, während sie auf Zahlungen von der Kundschaft warten. Rechtzeitig auf Working Capital Management zu setzen und zusätzliches Kapital freimachen zu können, ermöglicht es Firmen auch in Zeiten höherer finanzieller Verpflichtungen handlungsfähig zu bleiben.
3. Optimierung von Einkäufen und Nutzung von Lieferantenrabatten
Die Erhöhung freier finanzieller Mittel kann aber auch anderweitig gewinnbringend eingesetzt werden. Durch Großeinkäufe oder rechtzeitige Materialbeschaffungen können Firmen Sonderkonditionen verhandeln oder attraktive Lieferantenrabatte wie Skonti nutzen. Hier lohnt sich ebenfalls eine kritische Überprüfung des eigenen Working Capital Managements und Möglichkeiten der Liquiditätssteigerung zu betrachten.
4. Deckung projektbezogener Ausgaben
Gerade im Startup-Umfeld kommt es nicht selten zu projektbezogenen Ausgaben, die gedeckt werden müssen. So sind die jungen Unternehmen gerade in starken Wachstumsphasen, in denen auch das Team noch weiter aufgebaut wird, häufig auf freie Mitarbeitende und Agenturen angewiesen, um Projekte mit zusätzlichen Kapazitäten umsetzen zu können. Allerdings stellen diese zusätzlich eingekauften Kapazitäten für gewöhnlich einen entsprechend hohen finanziellen Aufwand dar, zu dessen Bewältigung ausreichend Liquidität vorhanden sein muss. Nicht immer wollen Startups dafür auf ihr Funding zurückgreifen. Eine Lösung kann auch hier das kurzfristige Freimachen gebundenen Kapitals sein.
5. Verbesserung der Bilanzstruktur für Investitionsgespräche
Insbesondere im Start-up-Kontext sind Investitionen in vielversprechende Unternehmensmodelle und Produkte durch Venture Capitals und Co. an der Tagesordnung. Um jedoch das nötige Kapital für das eigene Wachstum zu erhalten und eine entsprechend große Finanzierungsrunde abschließen, müssen Start-ups nicht nur ihre Zahlen kennen, sondern diese auch immer wieder optimieren. Investoren achten neben der Kundenakquise auch auf Finanzkennzahlen, insbesondere die Bilanzstruktur und das Finanzmanagement junger Unternehmen, um sicherzustellen, dass Investitionen in die richtigen Projekte fließen. Burn Rate, Umsatz und Cashflow sind wichtig, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden.
Erhöhung des Working Capitals
Es gibt unzählige Möglichkeiten, das eigene Working Capital zu erhöhen. Bei der kurzfristigen Erhöhung des Working Capitals stehen vor allem folgende drei Themen im Mittelpunkt der Maßnahmen: 1. Lagerbestand und Inventar: Hohe Lagerbestände, Lagerflächen sowie viel Inventar binden Kapital, das nicht unmittelbar zur Verfügung steht. Eine Reduzierung von Lagerbestand und Inventar kann demnach das Working Capital erhöhen.
2. Forderungen: Auch offene Forderungen sind als gebundenes Kapital zu verstehen, das bis zur Begleichung der jeweiligen Forderungen nicht frei investiert werden kann. Eine Erhöhung des Geldflusses, indem Umsätze beispielsweise im Voraus kassiert werden, eignet sich ebenfalls zur Erhöhung des Working Capitals.
3. Verbindlichkeiten: Auch Verbindlichkeiten und ausstehende Zahlungen gegenüber Lieferant:innen, Partner:innen und anderen Kreditoren spielen eine Rolle. Eine Verlängerung der eigenen Zahlungen sowie eine allgemeine Reduzierung bestehender Verpflichtungen dienen ebenfalls der Erhöhung des Working Capitals. Nicht alle drei Punkte lassen sich schnell und unbürokratisch verbessern, wenn gerade Bedarf besteht. So ist beispielsweise die Reduzierung des Inventars oder von Wirtschaftsgütern im Allgemeinen meist leichter gesagt als getan. Eine Möglichkeit wäre hier, auf sogenanntes Leaseback zu setzen, bei dem das erworbene Wirtschaftsgut wie Produktionsmaschinen oder Ähnliches verkauft und stattdessen von Leasinganbieter:innen mietet. Allerdings bietet sich dieses Verfahren nicht gerade für jedes Unternehmen an und bringt zudem auch Nachteile mit sich. So entstehen hierdurch neue monatliche Kosten, die ebenfalls den Cashflow beeinflussen und deshalb häufig eher nur kurzfristig eine Optimierung darstellen. Außerdem verlieren Firmen durch diese Form der Kapitalumwandlung nachhaltig stille Reserven.
Automatisiertes Mahn- sowie Inkassowesen zur schnellen Optimierung des Working Capitals
Einfacher als den Lagerbestand, Inventar oder eigene Verbindlichkeiten zu reduzieren ist es, den eigenen Geldfluss zu optimieren. Dafür eignen sich neben Einkaufsfinanzierung, auch die Automatisierung des Mahn- und Inkassowesens. Richtig eingesetzt, profitieren Start-ups und Unternehmen hier von Flexibilität, Zeitersparnis und planbarer Liquidität.
Einfacher als den Lagerbestand, Inventar oder eigene Verbindlichkeiten zu reduzieren, ist es, den eigenen Geldfluss zu optimieren. Dafür eignen sich neben Einkaufsfinanzierung auch die Automatisierung des Mahn- und Inkassowesens. Richtig eingesetzt, profitieren Start-ups und Unternehmen hier von Flexibilität, Zeitersparnis und planbarer Liquidität.
Neben den langen Zahlungszielen im B2B kommt erschwerend hinzu, dass rund die Hälfte aller Rechnungen zu spät bezahlt wird. Das kann nicht nur zu Liquiditätsengpässen führen, sondern verursacht indirekt noch Kosten durch aufwendiges Mahn- und Inkassowesen.
Hier auf eine automatisierte Lösung wie die von Billie zu setzen, erspart Zeit und stellt sicher, dass überfällige Rechnungen sicher nachverfolgt werden. Zusätzlich fällt es Gründerinnen aus Angst, die Kundschaft womöglich zu vergraulen, häufig schwer, ein konsequentes Mahnwesen umzusetzen. Auch hier hilft ein professioneller und automatisierter Service.
In unserem Artikel "Mahnungen schreiben leicht gemacht" finden Sie Tipps zum Thema Mahnwesen.