Stephan Meyer zur Elternzeit: “Einfach machen!”
Stephan Meyer ist Senior Legal Counsel bei Billie und gerade für sechs Monate Vollzeit-Vater. Dass Elternzeit nicht nur was für Mütter ist und gerecht aufgeteilt werden sollte, war für ihn und seine Partnerin klar. Wie Billie ihn auf dem Weg in die Elternzeit unterstützt hat und was er in dieser Zeit gelernt hat, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Hallo Stephan. Kurz zur Vorstellung: Seit wann bist du bei Billie und was sind deine Aufgaben hier?
“Ich bin Stephan und seit Anfang 2020 Senior Legal Counsel bei Billie. Im Legal Department beschäftigen wir uns mit allen rechtlichen Fragestellungen, die bei Billies BNPL-Produkt auftreten, insbesondere natürlich mit dem vertraglichen Setup unserer Partnerschaft mit Klarna. Aber auch mit der Regulatorik und Expansion unserer Refinanzierungs-Facilities und der damit verbundenen Vertragsgestaltung. Daneben sind wir als Legal Team aber auch Ansprechpartner für Fragen zum Datenschutz oder zu arbeitsrechtlichen Themen bei Billie. Seit ich in Elternzeit bin, kümmern sich Aiga, unsere General Counsel und Mitgründerin, und Ann-Sophie, die unser Team Anfang des Jahres verstärkt hat, um alle diese Themen. Wenn ich wieder da bin, teilen wir uns die Aufgaben als Team neu auf.”
Du bist vor einiger Zeit Vater geworden – Herzlichen Glückwunsch! Und du hast dich entschieden, in Elternzeit zu gehen. Für wie lange denn?
“Danke! Genau, ich bin jetzt seit Anfang 2022 für sechs Monate in Elternzeit. Ich weiß, dass viele Väter nur zwei Monate Elternzeit nehmen, aber wir wollten uns das bewusst möglichst gerecht aufteilen. Das war uns beiden schnell klar. Und ich bin froh, dass ich ein halbes Jahr nur Zeit für meinen Sohn habe.”
Also ist dir die Entscheidung, länger in Elternzeit zu gehen, gar nicht schwer gefallen?
“Nein, es war uns beiden sehr wichtig, dass auch ich viel Zeit mit unserem Sohn verbringen kann, auch wenn ich während der Pandemie schon viel von zu Hause gearbeitet habe. Es war zwar stressig, bevor ich gegangen bin, alle Projekte bei Billie vorher gut vorzubereiten, Ann-Sophie in die Themen einzuarbeiten und sie zu übergeben, aber letztendlich war alles den Aufwand wert.”
Du bist ja Jurist: Wie ist die Lage in der ‘Juristen-Welt’, wenn es um Elternzeit geht? Wie werden Väter, die Elternzeit nehmen, wahrgenommen?
“Es kommt natürlich immer darauf an, wo du arbeitest, aber in den eher konservativen Kanzleien war es lange, lange Zeit – nach meinem Empfinden – so, dass es kaum akzeptiert wurde, wenn man als Vater überhaupt Elternzeit nimmt. Das hat sich zwar jetzt geändert, also man kann es mittlerweile machen, aber wenn, dann doch bitte auch nur zwei Monate. Dass man länger rausgeht aus der Kanzlei und dann vor allem in dieser Zeit gar nichts mehr mit ihr zu tun haben will und auch für Mandanten und Kollegen nicht erreichbar ist, das ist eher selten. Ich glaube, das wird auch bei vielen noch als Zeichen gesehen, dass man seinen Job nicht ernst nimmt.”
Wow, also das heißt, selbst wenn man sich durchsetzt und sechs Monate Elternzeit macht, ist es danach schwer, wirklich wieder einzusteigen?
“Naja, in den Kanzleien heißt es oft noch ‘up or out’ – du musst dich also entscheiden: will ich hier Partner werden oder nicht? Und bei manchen wird die Elternzeit anscheinend als Zeichen gesehen, dass man nicht Partner werden möchte. Es gibt ja in der Anwaltschaft auch nach wie vor viele Kollegen, die ihre Karriere priorisieren und nur kurz Elternzeit nehmen. In meinem Bekanntenkreis sehe ich aber immer mehr junge Väter, die sich – so wie ich – bewusst für mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs entscheiden.”
Wie unterstützt Billie Väter, die Elternzeit nehmen möchten?
“Für mich war das gar kein Problem. Aiga, die General Counsel und Mitgründerin von Billie, hat das von Anfang an unterstützt, obwohl es für sie mehr Arbeit bedeutete. Sie fand es auch gut, dass wir uns die Aufgaben innerhalb des Teams aufgeteilt haben, damit ich wirklich lange in Elternzeit gehen kann. Und mein Team hat es mir damit überhaupt ermöglicht, dass ich mit dem Day-to-day-Business gar nichts mehr zu tun habe und ich mich voll auf’s Vatersein konzentrieren kann.”
Was hast du aus der Elternzeit bisher gelernt?
“Ich verstehe meinen Sohn einfach nochmal ganz anders. Ich merke wirklich, dass sich unsere Beziehung deutlich vertieft hat, obwohl ich ja vorher auch schon sehr viel zu Hause war. Es ist zwar auch viel Arbeit, weil der Kleine dann doch immer beschäftigt werden möchte, auch wenn er wirklich sehr pflegeleicht ist. Aber es ist einfach noch mal was ganz anderes, den ganzen Tag Verantwortung für so einen kleinen Menschen zu haben. Also, niemanden als Backup zu haben, den man fragen kann. Wenn er sich verschluckt, dann muss ich das raus holen. Wenn er hinfällt, muss ich ihn trösten. Wenn er Hunger hat, muss ich ihn füttern. Und wenn die Windel voll ist, dann mache ich das auch. Also ich mache alles, was anfällt und das ist auch gut so. So soll es ja auch sein.”
Ein Tipp für zukünftige Väter?
“Einfach machen! Ich glaube, wer sich als Partner und Vater wirklich darauf einlässt, wird schnell merken, was das für eine Bereicherung ist. Und es ist doch gut, ab und zu mal die Rollen zu tauschen. Und die Arbeitgeber, die das noch nicht verstanden haben, die werden es in Zukunft schwer haben. Also, einfach machen.”